Donnerstag, 11. Dezember 2008

Meine letzte Woche mit Russ ...

... war eine Woche der (gemischten) Gefuehle. Wir wollten in den letzten Tagen noch so viel Zeit wie nur irgend moeglich miteinander verbringen, einerseits was Besonderes machen, aber andererseits auch den Alltag nicht aendern, nicht daran denken, dass ich weg muss. Es ist mir noch schwerer gefallen als gedacht, mir geht es immer noch nicht sehr gut, ich weiss nicht, ob ich ihn je wiedersehen werde, meinen Traummann, meinen Mr. Right.

Die letzten Tage waren sehr heiss und schwuel (ca 35 Grad). Wir haben ua noch so viel wie moeglich am Haus gemacht (zu 2. arbeitet es sich ja besser und fuer manche Sachen brauchte Russ auch weibliche Ratschlaege - Vorhaenge etc., er hat mir vor meiner Abreise noch Loecher in den Bauch gefragt, wie ICH was machen/streichen wuerde usw.). Wir waren aber auch viel unterwegs, haben einiges zu erledigen gehabt, ich musste mich nach und nach von allen verabschieden. Nach den 1. habe ich mich schon daran "gewoehnt", es war nicht mehr so schwer wie der Abschied von Amanda, die ja wegen Arbeit weg musste. Aber meine Abreise wurde zur Realitaet.

Von meinem Bekannten, den ich einen "Gefallen" getan habe, habe ich in letzter Minute noch wenigstens die Haelfte seiner Schulden an mich bekommen (AUD 100). Von allen anderen, dem Italiener, meiner Brotverkaeuferin, Andrea beim Aldi, ... habe ich mich auch persoenlich verabschiedet.

Zum Friseur (Schule) bin ich auch dazwischen noch (10 AUD). So eine Frisur hatte ich seit meinem 10. Lebensjahr nicht mehr.

Wir waren in Harbour Town shoppen (Bastelmaterial fuer die Geschenke) und haben am Nikolaustag den Weihnachtsmann getroffen, der Arme, bei der Hitze!

Das letzte gemeinsame WE haben wir auf einer Poolparty eines Freundes von Russ verbracht. An dem Tag stiegen mir staendig die Traenen in die Augen, ich habe viel mit Russ geredet ... Russ wollte eigentlich dort uebernachten, ich konnte es aber nicht verkraften, eine der letzten 3 Naechte NICHT daheim zu schlafen.

Sonntag Abend haben's wir endlich mal (puenktlich zum Sonnenuntergang) ins beruehmte FISHO's geschafft, eine Bar, in der Sonntag nachmittags einiges los ist, va sind da viele Backpacker, was mir wieder sehr getaugt hat und ich konnte ein bisschen in Reisevorfreude kommen. Ich habe mich auch noch geschwind um eine griech. Couch surferin gekuemmert und mich dort mit ihr getroffen.


Dazwischen habe ich schoen langsam und unfreiwillig aussortiert und gepackt. Habe endlich den groessten Teil meiner Wintersachen heimgeschickt oder weggeschmissen.

Wie jeden 2. Montag habe ich mich auch an meinem letzten Montag mit Roland getroffen. Diesmal ist Russ mitgekommen. Wir waren wieder am Mt. Tamborine, bei den bunten Voegeln im polnischen Kaffeehaus. Russ war begeistert und diesmal konnte er DIREKT von Roland etwas ueber seine Umgebung/ die Natur lernen.

Zum Dinner waren wir bei Cubbie's Eltern eingeladen, ein weiteres nettes Paerchen, das mich herzlichst aufgenommen hat.

Den letzten Abend haben wir groesstenteils getrennt voneinander verbracht, jeder zu beschaeftigt um noch schnell eine nette Ueberraschung fuer den anderen vorzubereiten. Russ war die halbe Nacht in der Kueche und hat fuers Fruehstueck gebacken und geschnipselt, ich war im Schlafzimmer und habe an einem Buch fuer ihn gebastelt.

DER LETZTE TAG:

Russ hat mich mit einem Sonnenaufgangsfruehstueck (um 4:30 Uhr) am Strand "ueberrascht". Er hat Sessel und Tisch eingepackt und ein 4gaengiges Fruehstueck vorbereitet (mit selbstgemachtem Apfelstrudel!! Meine Rezepte musste ich ihm auch noch alle lernen, die letzten Tage gab's wirklich viel zu essen, weil er staendig seine Lieblingssachen nachkochen musste). So etwas Tolles/ Romantisches hat noch nie ein Mann fuer mich gemacht. Selbst die morgendlichen Jogger/ Spaziergaenger, meist aeltere Leute, sind mit einem schmunzelnden Laecheln vorbeigegangen, die Rettungsschwimmer wollten mitessen:) Ich glaube, ALLE haben mich beneidet. Es war wirklich etwas Besonderes.



Nach dem Fruehstueck habe ich einen Spaziergang vorgeschlagen (Russ fraegt: "WO denn?", na am Strand natuerlich, mah), und habe ihm das selbstgebastelte Buch mit unserer Story geschenkt. Er hat bis zur Seite "OUR LIFE TOGETHER STARTED" mit Fotos von uns ruhig gelesen, dann sind ihm auch die Traenen gekommen ...


Daheim haben wir uns nochmal hingelegt, ich konnte aber nicht mehr schlafen, habe weiter gepackt, ... Russ war ploetzlich nochmal kurz weg mit dem Rad, er hat mir Blumen gebracht (gepflueckt aus verschiedenen Gaerten der Nachbarn, hihi). Wir sind zur Post und noch in den Baumarkt, waren im Kino ("BIG STAN") - eine gute Ablenkung. Aber am Nachmittag daheim angekommen, das letzte Mal nach hause kommen, ging's einfach nimma. Ich habe 2 Stunden durchgeheult, konnte es einfach nicht glauben, dass ich meinen Russ vielleicht fuer immer verlassen muss.

Der Weg zum Flughafen war lang, traditionell zu (jedem) Abschied haben wir noch Pizza von meinem Italiener mitgenommen. Der Flug war um 1 Std verspaetet, keine Ahnung, ob die extra Zeit jetzt noch gut war oder nicht. Am Flughafen - vor allen Leuten - ging's eigentlich, man kann's ja sowieso nicht glauben, dass man weg muss, in den "Urlaub", wenn man gar nicht will.
Ich habe dafuer gesorgt, dass ich eine 3er Reihe im Flieger fuer mich alleine habe und im Flug wieder nur geheult, bin kurz eingeschlafen, aber das Erwachen war das aller Schlimmste. Das war tagelang so: immer wieder auf's Neue realisieren zu muessen, dass mein Freund nicht mehr bei mir ist, va wenn man nicht weiss, ob man ihn je wiedersieht. Ich war ganz alleine wohin unterwegs, wo ich niemandem zum Reden habe, wo das doch das Wichtigste war. Ich brauchte unbedingt jemanden. Jetzt, sofort, in Cairns, 2000 km weit weg von meinen australischen Freunden, und fast 10.000 km weit weg von Oesterreich.