Samstag, 13. Dezember 2008

Cairns, zum Heulen

Aus Vorahnung habe ich mir gar keine Unterkunft gebucht fuer die Nacht meiner Ankunft in Cairns (habe furchtbar ausgesehen mit meinen verheulten Augen). Habe am Flughafen uebernachtet, damit ich alleine und in Ruhe heulen kann, anstatt mich in einem 7Bett Dorm verkriechen zu muessen. Denkste: mind. 15 Asiaten haben schon das groesste Fleckchen Boden (der kleinen Ankunftshalle) belegt, gerade nahe dem Baggage Claim konnte ich noch eine Raststaette aufbauen und sogar 2 h der verbleibenden 6h schlafen. Um 7 Uhr konnte ich den Airportpickupservice meines Hostels anrufen, meine Sachen dort verstauen; check-in war erst 12 Uhr. Habe mir die Esplanada angeschaut, war eher enttaeuschend - es gibt keinen Strand in Cairns - und mich in einen Park gelegt und weitere 4 Stunden geheult (im Regen). Ich war absolut unfaehig irgendwelche Plaene zu schmieden, mir etwas anzuschauen ... ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ich war total verzweifelt, brauchte unbedingt jemanden zum Reden. In Oesterreich konnte ich aus Zeitdifferenzen und Kosten niemanden anrufen, Russ wollte ich auch nicht staendig vollheulen und er war ja auch keine gute Hilfe in seinem Zustand (er wurde sofort krank nach meinem Weggehen).Ich brauchte einfach jemanden, der mich versteht und mich, als Reisende, kennt. So habe ich meinen Freund Roland angerufen und Sonja. Endlich mal jemandem muendlich und persoenlich mitteilen zu koennen, wie es mir ungefaehr geht, tat gut und nach ein paar Tipps von Sonja hab ich mich zusammen gerissen und bin zum Immigration Office fuer weitere Infos zu Moeglichkeiten, wie ich doch wieder zu Russ zurueck kann und mit ihm in Australien ein normales Leben fuehren kann.

Ich habe Infos zu verschiedenen Visas bekommen (ist alles SEHR kompliziert und kostet Geld und dauert), ua stimmt anscheinend die Auskunft, die ich vor Monaten an der Gold Coast bekommen habe, nicht. Es hat geheissen, wenn ich das 1jahres visum nehme, MUSS ich danach so lange aus Australien draussen bleiben, wie ich herinnen war. Gut zu wissen, dass uns jetzt nicht mehr die Regierung VOLLKOMMEN und HOFFNUNGSLOS im Weg stand.

Ich fuehlte mich ein wenig besser, wusste, es wird immer eine Moeglichkeit geben, wenn man es wirklich will!!!

Wenn MANN es wirklich will. ICH weiss, ich will wieder zurueck zu Russ, mit ihm leben, wuerde viel dafuer (auf)geben (ABER nicht meine 6 Jahre Studium)! Ich habe Russ angerufen, ihm von Visamoeglichkeiten erzaehlt und er meinte voller Freude, ja, komm zurueck zu mir. Tja, man kann es kaum glauben, aber ein bisschen KOPF habe ich doch noch. Ich meinte zu Russ, die Trennung tut uns vielleicht gut, wir waren ja jeden einzelnen Tag und Nacht (bis auf eine) zusammen und werden ws erst jetzt erfahren, wie wichtig wir uns gegenseitig sind. Ich wollte ihm Zeit geben, alles zu durchdenken um sich 100prozentig im Klaren darueber zu werden, was er will und ihn gebeten, mir erst eine Antwort am 1.1.2009 zu geben. Was nicht leicht fuer mich ist, glaubt mir, so lange zu zittern, so viele Fragen und Bedenken: wird er in seinem 4 woechigen Urlaub in N-Amerika mit Maedls flirten oder sogar mehr? Vergisst er mich bald? Ist ihm die Arbeit wichtiger und er entscheidet sich deshalb gegen mich? etc pp.

ABER: so weiss ich wenigstens, ob er das alles wert ist. Und ich habe auch Zeit mich von dem ganzen emotional ein bisschen zu entfernen und Kopf und Herz mal wieder zu trennen.

Eine schwere Entscheidung, aber ich wusste, es bleibt mir nichts anderes uebrig.

Und dann waren da noch so viele andere Sachen, um die ich mir den Kopf zerbrach:

Soll ich meinen bereits bezahlten Flug (und meine letzte Moeglichkeit ihn wahrzunehmen, da Ablaufdatum) von Singapur nach Bangkok, London und Wien am 13.12. doch wahrnehmen und heimkommen? Ich konnte ja sowieso nichts mehr geniessen, mich auf nichts mehr freuen, keine Reiseplaene schmieden, wollte am liebsten nur zum Computer und mich um Visas kuemmern um so schnell wie moeglich zu Russ zurueckzukehren, am liebsten gleich im Jaenner, also gar nicht mehr nach Oesterreich ...

... aber ich wollte so nicht heimkommen, ueberstuerzt und mit gebrochenem Herzen, ohne Vorfreude, ... und was ich am wenigsten haette verkraften koennen, mich soo schnell in wenigen Tagen so weit (km-maessig) von Russ zu entfernen. Im Moment war ich ja immer noch in Australien, immerhin, und konnte mit ihm telefonieren.

Eigentlich hatte ich unterbewusst schon die Entscheidung gefaellt: NICHT heimfliegen und habe mich, da es sowieso so unertraeglich schwuel war fuer mich, in die klimatisierte Bibliothek gesetzt und mich ueber Singapur, Malaysien, Thailand informiert.

So hatte ich mal einen Tag ohne Russ rumgebracht.

Am naechsten Morgen habe ich mein Plastikschuesserl und meinen -loeffel gepackt, bin einkaufen und habe mich an der Esplanade zur Lagoon (extra angelegt zum Schwimmen, da ja Schwimmen im Meer da oben nicht empfehlenswert ist, wegen Schlamm, Sting Rays und Haien etc) gesetzt und gefruehstueckt und mit Russ telefoniert.

Ich hatte 2 Kontakte in Cairns:

1. Sharyn, die ich noch nicht persoenlich kannte und mit der ich mich auch anfangs in meinem Zustand gar nicht treffen wollte. Aber ich hatte da so ein Gefuehl ... ihren Bruder Ken habe ich am selben Tag wie Russ kennen gelernt. Ich dachte, es muss einen Grund dafuer geben, dass ich IHN ein paar Stunden VOR Russ kennen lernte und SIE ein paar Stunden NACH Verlassen von Russ treffen koennte. Ich habe mir einen Ruck gegeben und sie angerufen. Eine sehr gute Entscheidung:

Sie war wie eine Mutter zu mir, bot mir ihre Schulter zum "Ausweinen", ich konnte ihr alles erzaehlen, sie hat von ihren Erfahrungen, ihren Kindern, ihrer Ehe berichtet, mir Tipps gegeben; mich abgelenkt, indem sie mich zu den noerdlichen Beaches gefahren hat (Palm Cove), mit mir in ein Cafe am Strand gegangen ist, zu einem Wasserfall zum Schwimmen, zum TAFE Institut, damit ich mich um ev Studienmoeglichkeiten informieren konnte (um dadurch wenigstens 20h arbeiten zu koennen in Australien), in den botanischen Garten.


Danach sind wir kurz zu ihr nachhause, sie hat mir Mangos aus dem eigenen Garten mitgegeben, die ich aber leider im Auto vergessen hatte. Ich bin zu Peter Pans und habe meine Whitsunday-Segeltour storniert (50%ige Preisrueckerstattung).


2. Tyler, ein canadischer CS (Fotos von frueher), den ich durch Amanda an der Gold Coast kennen lernte. Er arbeitet in einer Pizzeria und ich habe ihn (zufaellig zur Pause) besucht und so eine gratis-Pizza ergattert. Es war schoen, ein bekanntes Gesicht von "daheim" zu sehen und ueber Vergangenes zu plaudern. Er hat sich auch stark verliebt und sich von seinem Reisepartner Ross getrennt und schmiedet auch schon weitere Plaene mit seiner Freundin.

Abends an der Lagoon habe ich nette Reisende kennen gelernt, als ich meine Fuesse ins (warme) Wasser streckte um mein Tagebuch zu schreiben.

Trotz Liebeskummer habe ich all das in 2 Tagen geschafft und war eigentlich immer unterwegs/ beschaeftigt.

Am naechsten Tag musste ich mich endgueltig vom Handy trennen (musste es zurueck nach Sydney schicken), von meiner Verbindung zu Russ. Um Mittag ging's ueber Darwin nach Singapur.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo
Wahnsinn, was Du alles erlebst und leider in diesem Fall auch durchmachen musst.

Du schreibst wirklich gut, so das man alles sehr gut nachvollziehen kann. Ich hoffe, daß ALLES so wird wie DU es Dir vorstellst!
Ich wünsche Dir alles Liebe und Glück und glaube, daß Deine Entscheidungen richtig sind.
lg
Hedwig